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Von Kleingeld, Durchfeiern und Gästelisten

Orga-Portraits vom Immergut 2016 (Teil 1)


 
 

interviews Johannes Jacobi
fotos Dominik Wagner

Wer sind eigentlich die sympathischen Damen und Herren hinter dem Immergut Festival? Kommen die überhaupt zu Schlaf, und wird zwischen Internetausfall und Wechselgeldpanik auch mal ins Glas geschaut? Wir haben uns einen Teil des Teams geschnappt und mal ein bisschen nachgehakt. Hier der erste Teil unserer Ausbeute.

 

Björn / 29 / Berlin

Abseits vom Festival:
Ich arbeite bei der Initiative Musik, Fördereinrichtung für Pop, Rock und Jazzmusik.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Ich bin geborener Neustrelitzer und die, die das hier angefangen haben, sind Basketballer, ich bin Basketballer… der Weg war kurz. Und ich hatte Bock auf Indiemusik und Festivals.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin in den Gruppen Sponsoring und Booking und wie eben gesehen bin ich auch da, wenn es um Geld geht. Vielleicht bin ich ein bisschen der, der da ist, wenn es brennt, weil ich mit am längsten hier bin. Ich habe den Übergang von der alten zur neuen Generation mitgemacht.

Es gibt keine klare Hierarchie oder jemanden, der den Hut aufhaut?
Natürlich muss es, wie in jedem Verein, von Gesetztes wegen einen Vorstand geben. Dieser hat in gewisser Weise auch mehr Verantwortung und manchmal das letzte Wort, aber an sich wollen wir hier keine Hierarchien, sondern alles sollte recht basisdemokratisch ablaufen.

Wieviel Jahre bist du schon Besucher und seit wann im Orga-Team?
Besucher seit 2001 und Orga-Team seit 2008.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Kleingeld besorgen, weil die Bank nicht genügend geliefert hatte, das war Hölle. Ansonsten eigentlich sehr entspannt das Festival genießen, was ich sonst nie so wirklich konnte. Wir haben uns viel Mühe gegeben, alles gut vorzubereiten. Keine Bands, die gestresst haben; alle waren happy und cool und daher war ich total entspannt und hatte eher das größere Problem wach zu bleiben, weil ich nicht unter Strom stand.

Was steht heute so an?
Zwei größere Produktionen mit Peter Björn and John und Maximo Park, weil da teilweise viel eingeflogen wird und wir viel hin und herkarren müssen. Ansonsten ist mein Ziel länger wach zu bleiben, da heute die Teamdisco ansteht und da alle zusammen die Nacht zum Tag machen. Da geh ich in netter Tradition rum und mach die Funken aus, damit alle mal kurz aufhören zu arbeiten und Spaß haben.

Das Beste an deinem Job hier?
Das Beste ist mit dem Verein etwas aufzubauen was ganz vielen Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Und das Schlimmste?
Wenig Schlaf, aber sonst ist alles gut.

Lieblingsfestivalgetränk:
Wodka-Mate – aber bitte die ChariTea-Mate, weil das ist die beste!

Steffi / 26 / Berlin

Abseits vom Festival:
PR Assistentin.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin Vorstandsmitglied des immergutrocken e.V. und betreue Presse, Gestaltung, Marketing, Social Media… Quasi alles was ein bisschen mit Kreativsein zu tun hat. Rohre verlegen kann ich nicht und ich weiß auch nicht welcher Stromkreis woran gesteckt werden muss.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Ich war jahrelang selbst Besucher, habe irgendwann ein Praktikum gemacht und bin inzwischen hier hängengeblieben.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Warte… die Nacht war sehr kurz… Also, Bauzäune stellen, ein DJ-Pult für die Zeltbühne gestalten und eine Schaukel aufbauen.

Was steht heute so an?
Heute wurde erstmal ein Eis gegessen. Ansonsten Interviews koordinieren und tatsächlich früh schlafen gehen.

Lieblingsfestivalgetränk:
Bier.

Stehen für dich noch andere Festivals an?
Wahrscheinlich schon. Eventuell Hurricane, Appletree und Haldern Pop vielleicht.

Das Beste an deinem Job hier?
So viel Zeit mit Freunden verbringen, draußen sein und auch mal was mit den Händen machen statt immer nur vorm Computer zu sitzen.

Das Schlimmste?
Die Mücken, der fehlende Schlaf und das so schnell alles wieder vorbei ist.

Immergut must-see für dich?
Schnipo Schranke

Nach dem Durchfeiern dann Mitarbeiter auszahlen...

Tanja / 29 / Berlin

Abseits vom Festival:
Ich bringe gerade mein Musikwissenschaftsstudium zu Ende und ansonsten arbeite ich bei einer kleinen Filmproduktionsfirma.

Deine Rolle beim Immergut?
Als Teil der Orga in erster Linie die Helferplanung während des Festivals, Gästeliste und ein bisschen Sicherheit.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Ich habe vor sieben Jahren ein paar Neustrelitzer über die Uni kennengelernt. Die brauchten jemand und haben ein Talent, einen richtig reinzuziehen.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Die Gästeliste in Ordnung bringen. Wir hatten uns leider aufs Internet verlassen, welches dann mit den ganzen Menschen dazwischen auf einmal nicht mehr funktioniert hat. Dann musste umdisponiert werden.
Ansonsten noch die Helfer versorgen, Informationen weiterleiten und die Sicherheitsbereiche zusammenschalten.

Was steht heute an?
Ein paar restliche Listen ausdrucken und morgens alles wieder zum Laufen bringen. Ansonsten sehr entspannt heute.

Das Beste an deinem Job hier?
Die Freunde und die Gemeinschaft. Wir sind ja auch in der Aufbauwoche schon 25 Leute und man sieht sich teilweise nur einmal im Jahr. Das macht wirklich viel Spaß.

Das Schlimmste?
So richtig das Schlimmste gibt es nicht, höchstens eine schlimme Tageszeit. Das wäre Donnerstag zwischen 12 und 16 Uhr. Da wird superviel geliefert, die Gästeliste öffnet das erste mal, die Leute sind plötzlich auf dem Zeltplatz… das ist superstressig aber auch nicht wirklich schlimm. Wenn’s dann mal läuft ist es umso schöner.

Lieblingsfestivalgetränk:
Ganz simpel, während der Arbeit Wasser und sonst dann Bier.

Immergut must-see für dich?
Tatsächlich Tocotronic, da ich die seit 17 Jahren höre und dann ist es natürlich besonders schön, wenn sie auf dem eigenen Festival spielen.

Marco / 29 / Berlin

Abseits vom Festival:
Student, Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin eins der vier Vorstandsmitglieder und demzufolge eigentlich Mädchen für alles.
Jetzt während des Festivals aber Frontstage Management.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Ich bin Neustrelitzer und bin da einfach so reingerutscht über die ursprünglichen Veranstalter (es gab vor ein paar Jahren mal einen Generationswechsel). Ich hab angefangen bei der Müllpfand-Schicht, dann als Fahrer und über die Jahre bin ich dann immer weiter reingeklettert. Als Besucher war ich das erste Mal 2002 hier, dann als Helfer ab 2008 und im Vorstand seit 2011 oder 2012.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Immer schauen dass überall genügend Getränke sind, Wechselgeld abholen, Kassen zählen, 7 Uhr morgens direkt nach dem Durchfeiern dann Mitarbeiter auszahlen- was nicht der größte Spaß ist… Das wären so die Hauptaufgaben. Aber sonst kommt natürlich auch immer irgendjemand mit irgendwelchen Fragen.

Was steht heute so an?
Heute werden wir direkt im Anschluss schon abbauen. Bedeutet noch weniger Schlaf, nachdem es letzte Nacht schon nur drei Stunden waren.

Das Beste an deinem Job hier?
Dass wenigstens einmal im Jahr alle zusammenkommen, da hier extrem viele Leute aus Neustrelitz kommen. Hört sich an wie eine Floskel, die dir jeder Veranstalter sagen wird, aber wir sind hier wirklich wie eine Familie. Wir machen auch übers Jahr verteilt immer Helferpartys um uns zu sehen, und auf dem Immergut kommen dann alle mal für zwei Wochen zusammen um das Ding zu wuppen . Dann findet man auch mal Zeit, was mit Leuten zu trinken die man sonst nicht so häufig sieht. Und natürlich tolle Bands die man sowieso mal gerne sehen wollte.

Gibt es da für dich eine Band die du unbedingt sehen willst?
Ja! Die, die gerade spielt (Frankie Cosmos).

Was ist das Unangenehmste an deinem Job hier?
Dadurch, dass es so wahnsinnig viele Leute sind, fallen einem oft die Namen nicht ein. Man mag ja alle gern, aber wenn man sich wirklich nur einmal im Jahr hier trifft, ist manchmal der Name einfach weg und dass ist dann unangenehm.

Lieblingsfestivalgetränk:
Für dieses Festival tatsächlich Rhabarberschorle und Gin.