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Von Soundchecks, Verschlafen und Abpumpwagen:

Orga-Portraits vom Immergut 2016 (Teil 2)


 
 

text Johannes Jacobi

fotos Dominik Wagner

Wer sind eigentlich die sympathischen Damen und Herren hinter dem Immergut Festival? Kommen die überhaupt zu Schlaf, und wird zwischen Internetausfall und Wechselgeldpanik auch mal ins Glas geschaut? Wir haben uns einen Teil des Teams geschnappt und mal ein bisschen nachgehakt. Hier nun der zweite Teil unserer Ausbeute!

 

Bertold / 39 / Berlin

Abseits vom Festival:
Ich studiere Museumskunde an der HTW in Berlin.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin im Frontstagebereich für die Organisation und Betreuung der Essenstände zuständig. Da wäre der organisatorische Teil, wie zum Beispiel Verträge schreiben, Einzelheiten aushandeln und wenn die Stände anreisen auch die Standplatzzuweisung vornehmen und als Ansprechpartner vor Ort sein.
Ähnlich im Backstage Bereich, da bin ich ebenfalls in die Organisation des Küchenbereiches, Personallisten, Einkauf etc. involviert.

Wie lange bist du hier schon dabei?
Das ist jetzt mein achtes Immergut und davon war ich bisher siebenmal in die Backstagearbeit involviert.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Die Einweisung der Stände, damit es am Ende ein vernünftiges Bild ergibt. Dieses Mal hatten wir auch einen neuen, relativ großen Stand dabei, das war dann wirklich Meterarbeit. Sonst gab es noch die Abnahme der Stände durch das Gesundheitsamt. Das ist immer ein großes Thema und wenn das gut läuft dann ist alles immergut.

Was steht heute so an?
Für mich nichts mehr heute. Ich habe meinen Sohn mit dabei (der war letztes Jahr auch schon hier, da war er gerade 8 Wochen alt), daher habe ich meine Aufgaben an die Mitarbeiter abgegeben und nehme mich ein bisschen raus. Mit dem Kind funktionieren für mich nur noch 1,5 Tage Immergut, das ist ein bisschen das Spagat.

Das Beste und Schlimmste an deinem Job hier?
Das Beste ist ALLES. Und das Schlimmste gibt es nicht so wirklich. Denn wäre irgendwas schlimm oder unangenehm, dann würde ich es nicht machen. Klar, es ist anstrengend und man ist am Ende erschöpft und ausgebrannt, aber das ist nicht schlimm, da es insgesamt ja sehr spaßig ist.

Immergut must-see für dich?
Ich hatte mich am meisten auf Peter Licht gefreut, aber den hab ich gestern leider verpasst.

Dein Lieblingsfestivalgetränk?
Bier

Rike / 24 / Berlin

Abseits vom Festival:
Ich studiere Ergotherapie.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin im Team Infrastruktur. Wir sind zuständig für Zaun, Wasser, Scheiße, Dixis, Container, Bauwagenbauen im Vorab und so Kram.

Wie lange bist du hier schon dabei?
Sieben- oder achtmal.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Meine erste große Liebe war der Bruder von einem der das hier mit hochgezogen hat. Ich war dann immer einfach so mit, und irgendwann fand ich es kacke, dass ich immer nur hier bin und umsonst trinken kann. Ich mag arbeiten und dann fing das so an. Hab mich durch alle Teams durchgearbeitet und jetzt bin ich zu Hause im Zuhause-Team.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
War eigentlich richtig entspannt, da wir ja immer schon eine Woche vorher da sind, und dann während des Festivals auch mal tiefer ins Glas schauen können. Haben aber trotzdem noch ein paar Baustrahler gehangen, weil den Leuten dann, wenn es dunkel wird, auffällt, dass sie nichts sehen. Also im Backstage, bei der Security, bei den Fahnen, überall irgendwie.

Was ist heute großes Thema?
Ausnüchtern und in der Senkrechte stehen bleiben. Und später dann am Start sein wenn der Abpumpwagen kommt, da unser Toilettenkanister recht klein ist. Abends dann nachschauen, ob der voll ist und abschließen damit es nicht übersappelt.

Das Beste an deinem Job hier?
Einfach, dass wir in unser aller Heimat mit unser aller Freunde so was cooles machen. Das vergisst man manchmal bei dem ganzen Stress.

Und das Schlimmste?
Oh, ich habe gestern zwei Kackwürste durch das Rohr gestopft. Das war richtig unangenehm. Ich hatte die auch kurz in der Hand, oh schnell wieder rein und immer schön nachstopfen. Ich wurde aber dabei angefeuert. Hab zum glück noch ein Brötchen gegessen vorher sonst hätt das nicht funktioniert…

Immergut must-see für dich?
Die Tocos waren gestern ganz nett und heute Maximo Park. Ich steh auf die Headliner.

Lieblingsfestivalgetränk:
Jameson!

» Ausnüchtern und in der Senkrechte stehen bleiben... « - Rike

Max / 28 / Berlin

Deine Rolle beim Immergut?
Stage-Manager für alle Bühnen.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Neustrelitz ist meine Heimatstadt und ich hatte in der Pubertät schon Bock auf Technik machen. Deshalb hab ich einfach gefragt und zack…

Was machst du abseits vom Festival?
Genau das Gleiche. Ich bin den ganzen Sommer auf Festivals und im Winter reise ich mit Bands durch die Gegend. Stage-Manager, Bühnenmeister, Tonmann, alles was so anfällt.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Gestern war es eigentlich recht entspannt, das ist nicht oft so.

Was stand heute an?
Eine Band war ein bisschen zu spät und wir mussten schnell reagieren. Da wurden aus ‘ner dreiviertelstunde Soundcheck auf einmal nur zehn Minuten, da muss man sich dann mal kurz extrem konzentrieren. Auch spannend, dass bei den Mischpulten das Digitale komplett Einzug gehalten hat und man muss sowohl CD Player als auch Mischpulte mit den neusten Software Versionen versehen. Da war bei einer Band nicht klar, ob deren Software mit der auf unserem Pult spielt. Schon sehr komplex und auch etwas absurd. Früher hat man da ein großes Mischpult hingestellt und das Mikro rein, aber heute ist dass alles mehr über Computer.

Stehen noch größere Produktionen an heute?
Maximo Park, unser Samstags-Headliner. Das wird spannend und die haben wir auch lange nicht hiergehabt. Es ist auch so, dass englische Produktionen ihren ganz eigenen Charme haben. Das ist beim Immergut manchmal der Spagat. Wir sind ein kleines Festival, buchen aber auch mal größere Bands und dann versuch ich natürlich allem gerecht zu werden. Ist oft viel Improvisation, da wir gar nicht die Infrastruktur haben und auch die Bühnengröße beschränkt ist. Da muss geschaut werden, wie man andere Lösungen findet.

Das Beste an deinem Job hier?
Dass ich mit ‘nem super coolen Team arbeite und die Möglichkeit habe, Leute die man noch aus der Schulzeit kennt, einmal im Jahr wiederzusehen.

Das Schlimmste?
Super schade ist natürlich dass ich nach monatelanger Vorproduktion selber von den Konzerten nichts mitbekomme. Sobald ein Konzert auf einer Bühne anfängt, bin ich auf dem Weg zur nächsten Bühne und bringe die an den Start, bis die Band auf der ersten Bühne wieder runter muss. Bin also die ganze Zeit nur am abgleichen, ob alles läuft oder nicht. Es bleibt im Kopf also nicht viel vom Musikerlebnis. Das ist ja auch der Job, aber hier eben superschade.

Lieblingsfestivalgetränk:
Diese neue Lemonaid Mate finde ich super. Das ist die beste Mate!

Immergut must-see für dich?
Ich habe mich am meisten auf Erobique gefreut und es war der absolute Hammer. Ich finde ihn großartig. Menschlich, musikalisch, nicht zu ernst… finde ich super. Und dann noch in einem Zeitfenster wo ich abschalten konnte, weil die Hauptbühne durch war. Konnte also auch mal ein Bier trinken und in Ruhe rumschauen. Perfekt!

Tim / 25 / Berlin

Abseits vom Festival:
Künstler.

Deine Rolle beim Immergut?
Ich bin im Gestaltungsteam und auch im Kunstteam.

Wie bist du zum Immergut gekommen?
Ich bin schon ganz lange Besucher und 2013 oder 2014 wurde ich eingeladen hier eine meiner Arbeiten zu realisieren. Bin also über das Kunstding reingerutscht und hier hängengeblieben.

Was gab es gestern für dich unter anderem zu tun?
Dadurch dass ich im Gestaltungsteam bin, steht der Großteil unserer Arbeit im Vorfeld an. Aber gestern haben wir zum Beispiel noch die Hollywoodschaukel aufgestellt, Stoffe gehangen und die Kunstausstellung aufgebaut.

Was steht heute an?
Ich habe leider zu lange geschlafen und somit das schickmachen der Künstlergarderoben heute Morgen verpasst.

Das Beste an deinem Job hier?
Ach, es ist einfach so viel Liebe. Ich liebe den Verein, ich liebe das Festival und das ist dann immer mein schönstes Wochenende im Jahr. Ich bin einfach wahnsinnig glücklich hier zu sein.

Das Schlimmste?
Dass man natürlich feiern geht und dann aber trotzdem früh raus muss. Aber man hat halt Verantwortung und das finde ich auch gut und ich mache es gerne.

Lieblingsfestivalgetränk:
Bier.

Immergut must-see für dich?
Suuns. Da habe ich mich schon sehr lange drauf gefreut und das war dann auch das Highlight für mich.