Magazin

Geschmacksfragen beim Forest Jump Festival

Ein Interview über Booking und ein Festival voller Lieblingsbands


 
 

text Johannes Jacobi
redaktion Tina Huynh-Le 
fotos Malte Schmidt & Christoph Eisenmenger

2018 geht das Forest Jump Festival bei Salzwedel in die siebte Runde. Seit Tag eins geht es hier um die Lieblingsbands des Orga-Teams. Kein Platz für Kompromisse. Genau wie auch bei der Geländegestaltung, hier geht es um Liebe zum Detail und nicht nur deswegen zählt das Festival zu den Favoriten der meisten Bands, die hier schon mal aufschlagen durften. Wir wollten wissen, wie die Musik zum Festival kommt.

 

Bitte stell dich doch mal kurz vor. Name, Alter, wie lange bist du schon für das Booking zuständig und wie fing alles an bei dir?
Hi, Ich bin Tillmann, 27 Jahre alt und bin seit sieben Jahren für das Booking beim Forest Jump Festival zuständig.

Das erste Forest Jump war ja eigentlich eine riesige Geburtstagsfeier. Wir wollten aber auch, dass ein DJ spielt. Das sollte ich dann übernehmen, weil ich von allen am meisten quatsche. Ich glaube nicht, dass ich zu dem Zeitpunkt schon wusste, was Booking überhaupt ist.

Über die Jahre wurde es größer und wir haben angefangen, auch mehr Bands einzuladen. Dadurch wurde meine Aufgabe natürlich auch umfangreicher, jedoch hat sie auch mehr Spaß gemacht. Deswegen bin ich dabeigeblieben.

Drei Songs, die heute in deiner Playlist laufen?
 Fibel – Kommissar 
 Milliarden – Berlin
 Kaffkönig – Gaffer & Beton

Ein Song, der in diesem Jahr bisher besonders häufig bei dir gelaufen ist?
Ich denke, das müsste Kids von Leoniden sein. Der Song wurde am Hurricane-Festival Wochenende veröffentlicht. Nachdem wir ihn ein paar Mal im Camp gehört hatten, begegnete er uns zweimal in einer halben Stunde im Radio. Als wir dann einen Tag später zur Fusion gefahren sind, genauso. In den nächsten Tagen ging das dann immer so weiter.





Wie würdest du das Rezept für euer Line-Up in einem Satz zusammenfassen? 
Die große Überschrift über dem Forest Jump Booking ist „Wir buchen unsere Lieblingsbands!“ Das war eigentlich schon immer der Leitgedanke.
Das war auch einer der Hauptgründe, warum wir überhaupt ein Festival machen wollten. Es war der Wille, ein Festival so zu gestalten, wie wir es am meisten mögen, sei es optisch, musikalisch oder organisatorisch. Wenn es dann auch noch anderen gefällt, freut uns das natürlich sehr.

Was schätzt du, wie viele Bandbewerbungen bekommt ihr jedes Jahr? Hörst du alle durch und sind die für euer Line-Up überhaupt relevant?
Jedes Jahr bekommen wir ca. 250 Bandanfragen. Ich versuche natürlich, mir viel anzuhören, aber ich glaube nicht, dass man das alleine machen kann. Deswegen arbeite ich eng mit meinem Bruder Felix zusammen, der immer eine gute Meinung zu den Bands hat, sowohl für die, die sich bewerben, als auch für die, die wir sowieso buchen wollen.

Die Schwierigkeit bei dem Forest Jump Line Up ist aber, dass wir eigentlich nur sehr wenig Slots haben. Umso mehr freut es mich dann, wenn man doch mal Bands mit ins Boot holen kann, die sich beworben haben. 2016 waren das zum Beispiel Kann Karate und Val Sinestra, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Wie gehst du mit der Erwartungshaltung eurer Gäste um? Es ist ja unmöglich, es allen recht zu machen, aber trifft dich Gemecker und Kritik persönlich und hat es Einfluss auf euer Booking?
Also unser Motto steht ja fest und bis jetzt hat es den Leuten auch immer gut gefallen. Natürlich gibt es immer ein paar, die sich ein härteres Line Up wünschen. Aber solche Aussagen kommen meistens vor dem Festival und wenn es dann vorbei ist, erzählen sie uns, dass sie jede einzelne Band sehr gut fanden, obwohl sie die meisten nicht kannten.

Gibt es so etwas wie deinen größten persönlichen Erfolg beim Booking der letzten Jahre? 
Das Forest Jump ist ja nur 1.200 Leute groß und liegt bei einem Eintrittspreis von 40€ für zwei Tage. Da ist das Budget natürlich nicht groß.
Wir haben also keine andere Chance als Bands bzw. DJs zu buchen, die quasi kurz davor stehen in eine zu große Preisklasse zu springen.
Ich denke, am schönsten waren die Auftritte von Leoniden und Von Wegen Lisbeth, weil sie auch beim Publikum voll eingeschlagen sind und bei jedem einzelnen eine starke Erinnerung hinterlassen haben. Ich glaube, das ist das Beste, was man als Festival-Booker erreichen kann und auch als Ziel hat.

Wie viel Prozent eures Line-Ups für dieses Jahr sind schon bestätigt?
100%.

Kannst du schon mehr darüber erzählen? Was wird ganz besonders gut, worüber freust du dich bisher am meisten und was kommt noch?
Ich finde, die Bands passen dieses Jahr sehr gut zusammen. Auch die etwas kleineren Acts füllen das Line Up gut aus. Fibel wird auf jeden Fall mein persönliches Highlight, wenn ich ehrlich bin, aber auch Milliarden, Zugezogen Maskulin und Egotronic.
Im Großen und Ganzen finde ich aber auch die Dramaturgie der Running Order gut, die zwar noch nicht veröffentlicht ist, auf die man sich aber freuen kann.


Drei Acts aus euer Festivalvergangenheit, an die du dich besonders gern erinnerst – und warum?
 Mutiny on the Bounty haben 2014 gespielt. Damals waren wir noch wirklich sehr klein. Die Band ist aus Luxemburg angereist und war somit unser erster „internationaler“ Act.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band ein Album mit Gesang, aber als sie bei uns gespielt haben, waren sie schon zur Instrumentalband geworden. Das wusste ich jedoch nicht. Auch der Bühnenaufbau sah vier Mikrofone vor.
Als die Leute mitbekamen, dass da auch wirklich keine Stimme mehr kommt, sind sie so unglaublich abgegangen. Wir konnten einfach nicht fassen, was da vor unserer selbstgebauten Bühne gerade passiert.

– Die Jungs von Leoniden waren ja schon zweimal bei uns. 2015 war es schon die heutige Besetzung und auch damals waren sie schon extrem gut. 2017 waren sie dann mit neuem Album da. Es war einfach schön, die Entwicklung dieser Band zu verfolgen und zu sehen, wie viel besser sie geworden sind.

 Audio88 & Yassin haben letztes Jahr gespielt. In den Bookinggesprächen
hat man gemerkt, dass der Booker und die Künstler zwar Lust auf das Forest Jump hatten, jedoch nicht genau wussten, was sie bei uns im Wald erwartet.
Audio88 & Yassin haben dann bei ihrem Auftritt das Forest Jump und das dazugehörige Publikum getauft auf den Namen „wesentlich besser als erwartet“.
Das hat uns sehr geehrt.

Welches war das erste Festival, das du selbst besucht hast und was ist dir davon besonders in Erinnerung geblieben?
Das war das Hurricane Festival 2008. Das ist jetzt 10 Jahre her und deswegen sind wir der alten Zeiten wegen auch dieses Jahr dort gewesen.
Damals haben wir unter einem Scheinwerfer gecampt, der Tag und Nacht an war. Also war an Schlaf nicht zu denken, brauchten wir aber auch nicht, da das warme Büchsenbier uns viel interessanter vorkam. Die erste Band, die wir dann dort gesehen haben, war Enter Shikari. Das Poster vom Line Up hängt bis jetzt in meinem Zimmer.

Drei Festivals, die dich inspirieren und deren Line-Ups wir uns unbedingt anschauen sollten?
 Fusion
 Skandaløs
 MS Dockville

Drei Festivals, die du in der Vergangenheit selbst besucht hast?
 Fusion
 Hurricane
 Haltestelle Woodstock

Drei Festivals, die du in der Zukunft noch besuchen möchtest?
 Skandaløs
 Maifeld Derby
 Roskilde

Mit allem Geld der Welt, was wäre dein Traum-Act für euer Festival?
Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass wir jemals einen Act buchen würden, der eine riesige Gage ausruft. Das passt einfach nicht zu uns. Für uns steht immer der Forest Jump Gedanke der Lieblingsbands im Vordergrund und der bezieht sich eben nicht auf Geld, sondern mehr darauf, wie alles zusammenpasst.

Auf welchen Wegen findest du neue Musik?
Wir gehen auf sehr viel Konzerte und Festivals. Außerdem wühlt mein Bruder immer wieder sehr gute Künstler hervor. Aber auch ganz klassisch bei MTV, MTV2, VIVA und GOTV…