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Über gutes Licht und bessere Konzerte

Festivalfotografie mit Paul Gärtner


 
 

interview Florian Anhorn
redaktion Verena Simon
fotos Paul Gärtner

Paul Gärtner ist seit 2015 selbständiger Fotograf und seine Bilder strotzen nur so vor Energie. Wie er das macht, warum er angefangen hat zu fotografieren und woher seine Vorliebe für ausgefeilte Lichtinstallationen kommt, lest ihr hier.

 
Ganz naiv habe ich eine Mail geschrieben und gefragt, ob ich fotografieren darf.

Stell dich doch bitte mal vor!
Hallo! Ich bin Paul und ich arbeite seit 2015 als selbstständiger Fotograf. Meine Arbeit würde ich grob in drei Bereiche einteilen: Business, Restaurant und Konzert. Dieser Mix ist ganz spannend und sorgt dafür, dass mir nicht langweilig wird.

Wie bist du in Kontakt mit dem Fotografieren gekommen und wann ging es damit in Richtung Musik und Festival?
Angefangen habe ich irgendwann in der Pubertät mit einer ganz simplen Digitalkamera, meine ersten Motive waren Fußballfans bei den Spielen. Wenn ich das zeitlich einordnen müsste, dürfte das 2007 gewesen sein. In Richtung Musik ging es mit der großartigen Surf-Rock-Reggae-Coverband Curbside Prophets, bei deren Konzerte mein Freundeskreis regelmäßig war. Bei der Gelegenheit habe ich fotografiert und ich habe mich dann auch immer mehr mit dem Fotografieren auseinandergesetzt. Mit den Propheten ging es dann auch zum ersten großen Festival, 2012 spielten die Jungs bei Das Fest in Karlsruhe.

Im August 2014 habe ich dann mit viel Glück einen Fotopass für die Beatsteaks bekommen, das war mein erstes richtig großes Konzert, bei dem ich als Fotograf war. Es war eine Karte für die Markthalle Hamburg, was bei der damaligen Serverperformance der Beatstuff-Server ein kleines Wunder war. Ganz naiv habe ich eine Mail geschrieben und gefragt, ob ich fotografieren darf. Die Fotos kamen bei der Band wohl ganz gut an, weil ich, anders als viele Konzert-Fotografen, nur aus dem Publikum fotografiert habe. Von da an war es wie ein Schneeballsystem, ich durfte jede Menge Festivals und Konzerte begleiten.

Es war ein unfassbarer Abend, auf den ich mit großer Dankbarkeit zurückschaue.

Zeig uns dein Lieblingsfoto aus dem letzten Jahr und erkläre, warum es dieses Foto ist.
Für Marten durfte ich schon einige Konzerte begleiten oder ich bin einfach hingegangen. Höhepunkt war das Konzert im Ostseestadion in Rostock, das für alle Beteiligten eine unfassbare Symbolik hatte. Als kleiner Teil der DVD-Produktion habe ich Fotos für das DVD-Artwork gemacht. Es war ein unfassbarer Abend, auf den ich mit großer Dankbarkeit zurückschaue. In so einem guten Team zu arbeiten, hat mich sehr stolz gemacht.

Was ist deine liebste Musikveranstaltung in Sachen Fotografieren?
Es gibt eigentlich keine Veranstaltung, die großartig raussticht. Für mich ist die Abwechslung das, was die Konzerte zu etwas Besonderem macht. Mich auf die verschiedenen Gegebenheiten vor Ort einzustellen, finde ich spannender, als schon bei der Anreise zu wissen, wann ich von wo in welchem Moment fotografiere.

Hast du ein Vorbild und wenn ja, warum ist es diese Person?
Wer mir am meisten für meine Selbstständigkeit geholfen hat, ist sicher Paul Ripke. Dabei geht es weniger um seine Art zu fotografieren, sondern um die Art und Weise, wie ich mit Kunden arbeite und Projekte umsetze. Mir hilft es zum Beispiel sehr, von seinem Podcast Alle Wege führen nach Ruhm, den er mit Joko Winterscheidt hat, Herangehensweisen und Erfahrungen auf meine Arbeit umzumünzen. Es ist gut, zu hören, dass unkonventionelle Methoden auch funktionieren und man nicht immer das tun sollte, was andere vom Nächstbesten kopieren.

Was war dein bisher unangenehmster Fotomoment?
Mir ist mal ein Objektiv runtergefallen, als ich illegaler Weise auf der Traverse rund um die Bühne geklettert bin. Das würde ich so nicht mehr machen!

Zeig uns drei deiner Bilder, die einfangen, was für dich ein gutes Konzert ausmacht und sag einen Satz dazu.
Die Band bzw. der Künstler oder die Künstlerin muss jedes Mal versuchen, seine oder ihre beste Show zu spielen.

Fingerspitzengefühl für das Publikum ist wichtig für mich, was im Idealfall zu Bild 3 führt.

Es wird oft unterschätzt, aber ich glaube, ein gutes Publikum macht jedes Konzert noch viel besser.

Lichtdesign scheint dir zu gefallen. Warum?
Lichtdesign kann ein Konzert auf ein ganz anderes Level heben. Ein gutes Beispiel war die Da nich für!-Tour von Dendemann Anfang des Jahres: Gute Band, guter Rapper, gutes Licht. Das Paket war einfach so gut, dass die Shows ein wahnsinniges Niveau hatten. Die Wertschätzung von Künstlern für Lichtdesign lässt leider oft zu wünschen übrig, weil natürlich alles programmiert werden muss und jede Lampe Geld kostet. Deswegen freut es mich umso mehr, wenn darauf Wert gelegt wird und auch eine Show auch in dieser Hinsicht gut konzipiert ist. Und natürlich macht gutes Licht auch meine Arbeit viel einfacher.

Was war dein schönster Backstage-Moment?
Es gibt nichts Langweiligeres als Backstage-Bereiche. Das einzige, was ich da herausheben kann, ist, dass gutes Catering wichtig ist.

Zeig uns dein schönstes Stillleben vor, während oder nach einem Konzert.

Das war das erste und eines der wenigen Bilder, die ich gefunden habe. Sowas fotografiere ich eigentlich nicht, weil das für mich nichts zur Konzertdokumentation oder der Stimmung beiträgt. Ziemlich still war das folgende Bild. Es zeigt einen Teil der Beatsteaks nach dem Konzert im SO36 in Berlin, ein unfassbarer Abend und das Bild sagt alles.

Ich habe schon einen Schwung Termine von Bilderbuch...

Du fährst meistens mit einer Band auf ein Festival, warum?
Das ist sehr unterschiedlich. Mal fotografiere ich für die Künstler, mal für Lichtdesigner oder Firmen, die Werbung mit meinen Bildern machen. Es ist recht breit gefächert, was es angenehm macht. Den ganzen Sommer mit einer Band zu touren, kann ganz witzig sein, aber spannenden Content zu kreieren, wird auf Dauer sehr schwierig, weil sich doch alles irgendwie wiederholt.

Mit welcher Band würdest du gerne mal auf Tour gehen?
Klares Ding: mit den Beatsteaks! Das sind für mich die besten Konzerte, egal ob vor 300 Leuten oder vor 22 000 oder so. Unterm Strich bin ich aber wunschlos glücklich und unfassbar dankbar dafür, was sich in den letzten knapp fünf Jahren abgespielt hat.

Welche Pläne hast du 2019?
Ich habe schon einen Schwung Termine von Bilderbuch mit einem Höhepunkt im Schloss Schönbrunn. Ansonsten passiert bei mir sehr viel sehr kurzfristig und spontan.

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